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Ludwig XIV


Gemälde von Hyacinthe Rigaud: Ludwig XIV.
Öl auf Leinwand, nach 1702

Mit großer Selbstverständlichkeit steht der dreiundsechzigjährige König in anmutiger Schrittstellung auf sein Zepter gestützt da und wendet sich dem Betrachter mit einem direkt auf ihn gerichteten, jedoch distanzierten Blick zu. Der König trägt eine Kombination aus Krönungsornat, Krönungsmantel und Schwert und Bestandteilen der Ordenskleidung des Ordens des Heiligen Geistes, zu dem die weißen Seidenstrümpfe, die Pumphose, die "Pourpoints" sowie die Ordenskette mit dem Kleinod gehören. Den sehr weiten blausamtenen, mit goldenen Lilien bestickten Hermelinmantel (Der Pelz des äußerst seltenen Hermelins wurde nur von Persönlichkeiten höchsten Ranges getragen und galt deshalb als königliches Symbol.) hat er auf seiner linken Seite hochgeschlagen, so daß das mächtige und prunkvolle Schwert Karls des Großen, das "Joieuse" genannt wurde, zur Geltung kommt. Dieses Schwert, mit dem die französischen Könige während der Krönungszeremonie zu Rittern Gottes geschlagen wurden, steht für die Kontinuität der Nachfolge. Der Krönungsmantel wird in zeitgenössischen Schriften mit dem Himmelszelt verglichen, seine Weite galt als Symbol für den Schutz, den der König seinen Untertanen bot. Der Hocker und das Kissen, auf dem die Krone und die Hand der Justiz liegen, sowie der Thronsessel sind mit dem gleichen Stoff bezogen. Das erneut auftretende Motiv des liliengeschmückten Stoffes nutzt der Künstler, um der Erscheinung des in den Krönungsmantel gehüllten Königs mehr Raum zu verleihen. Dieser hinter und neben Ludwig XIV. geschaffene Raum wird wiederum überfangen von einem prächtigen rotgoldenen Baldachin, der den König noch einmal eigens hervorhebt und ihn gleichzeitig in den Raum einbettet. In ähnlichen golden dominierten Tönen sind der Teppich und das hohe Postament der Doppelsäule neben ihm gehalten. Diese warmen Töne steigern die Präsenz der in helleren kühlen Farben dargestellten Figur des Königs. Der blaue Stoff mit den goldenen Lilien (Die Fleur de Lys leitet sich ab von der Fleur de Louis. Ursprünglich bezeichnete die Fleur de Louis keine Lilien, sondern die Iris-Blume, die Ludwig XIV. nach einer siegreichen Schlacht zu seinem Emblem gemacht hatte, aber relativ schnell von der Lilie abgelöst wurde.) kennzeichnet Thron, Krone und Justizhand auf dem Kissen unmittelbar sinnfällig als zum König gehörig. Die Insignien stehen für verschiedene Aspekte der Macht des Königs. Die Bügelkrone aus massivem Gold symbolisiert die Einheit des Reiches. Ihre geschlossene Form war ursprünglich dem Kaiser vorbehalten, dem die französischen Könige sich jedoch gleichrangig fühlten, was mit der Wahl dieser Form zum Ausdruck kommen sollte. Die Justizhand steht für die Rechtshoheit, die der König als "Gesandter Gottes" innehatte. Das Lilienzepter, das er in der Hand hält, galt als der eigentliche Herrschaftsstab des französischen Königs und ist Symbol der königlichen Autorität. Die Motive auf den Reliefs der Piedestale der Doppelsäulen hinter der Rechten des Königs, welche die Figur einer Justitia (Gerechtigkeit) und - kaum zu sehen - die einer Fortitudo (Stärke) zeigen, erläutern und bestärken die Bedeutung der Insignien.
Nicht unwichtig für das Verständnis des Gemäldes ist seine Entstehungsgeschichte. Am 16. November 1700 wurde das Testament des Habsburgers Karl II. eröffnet, das Philipp, den Enkel Ludwigs XIV. als Nachfolger des spanischen Königs bestimmte. Die Annahme des Testamentes sollte zum Spanischen Erbfolgekrieg führen, da die von Kaiser Leopold vertretene Habsburger Linie mit Erzherzog Karl ebenfalls Anspruch auf den spanischen Thron erhob. Ludwig ließ das Staatsporträt Philipps als König von Spanien anfertigen, um dessen Anspruch auf den Thron zu dokumentieren. Philipp bat daraufhin darum, ein ebensolches Porträt von seinem Großvater zu erhalten.
Offensichtlich schuf Rigaud ein Bild des Sonnenkönigs, das dessen Selbstverständnis entsprach, den er ließ sofort eine Reihe von Kopien anfertigen. Die Originale blieben zunächst in Versailles, wo das Porträt Ludwigs als zentrales Werk im Thron- oder Apollosaal hing. Die hier gezeigte Kopie nach dem Original aus dem Schloß Mesnières ist nur halb so groß und härter in der Malweise als das Original.

Quelle: Preußen 1701. Eine europäische Geschichte. Berlin: Henschel 2001. S. 28/29


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